Mittwoch, 6. April 2016

Zeitumstellung


Eigentlich bin ich ja ein Nachtmensch. Und eigentlich haut mir die jährliche Zeitumstellung (von Winter auf Sommer, eine shitty Stunde früher !!!)  immer die Tagesplanung weg. 
Ich gehe zu spät ins Bett, stehe zu spät auf, muss mich beeilen, um Termine einzuhalten.... etc..




 Komischerweise ist es dieses Jahr anders. Viel früher als sonst, komme ich in die Pötte, bin mit Hund in Feld und Wald unterwegs und komme so in den Genuss von Frühtau in der Ebene... und Morgenlicht in der verwahrlosten Tannenbaumplantage. Nicht schlecht.





Dafür sitze ich am Abend gegen 21 Uhr schlafensmüde auf dem Sofa... auch was Neues... 
Und trotz des wunderbaren Frühlingserwachens, des Hoffnungsgrünens überall. Der April ist und bleibt ein unruhiger Monat. Von Drinnen nach Draußen. Unruhe im Hirn, im Herzen, in der gesamten Planung. 


Nicht nur Mensch und Tier stellen sich auf Sommer ein, auch das Haus, das alte, das ich nun schon über 20 Jahre kenne, ändert sich mit den Jahreszeiten. 
Wird es im April/Mai wieder warm, fängt das trocknende Dachgebälk an, zu knacken, eine untrügliche Frühlingsmusik. 
Der Lichteinfall ändert sich, unterbewusst wahrgenommen bedeutet dies, ebenso wie die Geräusche der jeweiligen Bewohner, Orientierung in Tag und Leben.
In diesem Jahr bedeutet  "Zeitumstellung" mehr. Mit Ablauf des Monats April wird unsere Tochter in eine eigene Wohnung ziehen.  Das ist gut und richtig. Zeit wirds.
 Und einfacher ist es, in der Nähe von Schule und Arbeitsplatz zu leben. 

Ja doch !

Meine 3 Kinder sind dann aus dem Haus. Meine Zeit als aktive Familienmutter   ist zu Ende. Und wie heisst es doch : " the first cut is the deepest "...
 im Moment fühlt es sich eher so an, als ob " the last the deepest is ". 

Es ist ja irgendwie uncool, den Kindern hinterherzuheulen. In vielen Blogs wird ausführlich berichtet, wie sich junge Eltern (zumeist Mütter), auf das Leben mit ihren Kindern einstellen. Von Null auf Hundert sozusagen. 
Berichtet man davon, wie ambivalent der umgekehrte Prozess ist, wird man leicht als Gluckenmutter angesehen, die außer ihren Kindern keine weiteren Inhalte denkt, lebt und fühlt. Das ist nicht so !

  Ich freue mich auf eine ruhige, selbstständige Zeit mit meinem Mann. 
Darauf, ungestört zu sein, in diesem Haus, in dieser Ehe, die noch nie eine kinderlose war.  Andererseits habe ich eine Art "Count-Down" im Kopf, der mich traurig und schwer macht. Ist einfach so. 

Bis der ganze Prozess über die Bühne meines Lebens gegangen ist  (und das wird wohl ein bisschen dauern) muss ich diese gegensätzlichen Stimmungen akzeptieren.

So, genug geheult.

Es gibt viel Positives. Eindeutig Positives.

 Nach dreimaligem Aufribbeln habe ich es endlich geschafft, ein süsses Strickteilchen nach Anleitung zu stricken ( fast). 
Ich bin nicht die Natural-born-Anleitungsstrickerin. Ich bin eine Nach-Schnauze-Strickerin. Naja !


Am Sonntag bekomme ich die ersten 2 Wollvliese diesen Jahres ( rauhwolliges Pommernschaf ). 
Und heute kam eine bestellte CD ( deeply untrendy, aber richtig gut) mit uraltem Stuff, den ich komplett verpasst habe, als er aktuell war ( da eben befand ich mich der kleinen Kinder wegen im Tal der Ahnungslosen, kulturell gesehen).

 Vieles lässt sich nachholen. Deshalb vielen Dank, lieber Andreas. 

Kleine Kostprobe gefällig.... wer mag . 


Und jetzt raus in den ambivalenten Frühling....

3 Kommentare:

  1. Ich kann's noch nicht nachvollziehen, aber vorahnen - das geht alles so schnell. Liebe Grüße, Andreas

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  2. Die zweierlei Gefühle, ja, die kenne ich auch. Ich war nie eine ängstliche "Glucke", ich habe mich über jeden Schritt meiner Jungs Richtung Selbständigkeit gefreut, und ich bin unheimlich stolz darauf, wie sie ihren Weg auf eigenen Beinen und mit eigenem Kopf gehen. Aber ich habe sie immer sehr intensiv mit dem Herzen begleitet, habe mitgefühlt und miterlebt, und das wird doch sehr anders, wenn man sie nicht mehr in der Nähe hat und ihren Alltag nicht mehr mitbekommt. Da wird man ein Stück ärmer - ja, aber auch freier, genau wie du schreibst.
    Ich habe ja den Jüngsten (18) noch daheim - der "last cut" steht mir also irgendwann noch bevor, und dann wird es mir ganz sicher kein bisschen anders gehen als dir!
    Ich wünsche dir ein gutes Zulassen- und Aushaltenkönnen der wechselnden Stimmungen, auch der Trauer - und auch so manche Frühlings-Lichtblicke!
    Grüße von
    Brigitte

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  3. Ambivalenz begleitete einen (mich) ja von Anfang an im Mutterdasein. Einerseits dieses tiefe Empfinden von Symbiose. Andererseits das Bedürfnis auch mal wieder "Ich" zu sein. Später dann die Erleichterung darüber, dass die Kinder selbstständig werden + die Angst vor dem Abschied. Und dann wie bei dir, die Loslösung... Ich wünsche dir, dass du bald zu einer inneren Ausgeglichenheit zurück findest! LG mila

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