Mittwoch, 15. Februar 2017

Basecamp


Unsere Kinder sind erwachsen und mehr oder weniger ausgezogen. Die eine oder andere kleine Ehrenrunde im Elternhaus , umständehalber, mal nicht eingerechnet.  So hatten wir uns gerade auf ein Zweierleben eingegroovt, als unsere Tochter im elterlichen Hause wieder vorstellig wurde, um  einen Zwischenstopp einzulegen, die Reserven aufzufüllen und anschließend ins WG-Leben zu starten. Was ich nicht unangenehm finde, und von mir aus auch noch ruhig ein paar Wochen dauern darf.

 Am Spülsaum des selbstständigen Lebens bleibt  dann so manches an Kram liegen, will sagen, beim Erstauszug haben die Kinder Wichtigstes mitgenommen und Restlichstes, wenn es hochkommt, zum Verbleib in Kisten verstaut.  


 Drei Mal habe ich nun schon einen Erstauszug eines " Kindes" erlebt und, ungeachtet guter Vorsätze, in des Trümmern eines Jugendzimmers ein paar  Tränen der Melancholie, aber auch der Erleichterung vergossen.

Überhaupt nicht nach meinem Geschmack ist das Errichten eines Mausoleums einer Kindheit, wie es gelegentlich gern in Filmen als Ausdruck des Stillstandes der Eltern oder der Kindseite verwendet wird.
Kurz gesagt : Da das jeweilige Zimmer nicht als Pubertätsdenkmal bestehen bleiben soll wird es ausgeräumt, je nach Kapazität renoviert und zumindest zeitweise einer neuen Bestimmung zugeführt.
 Der herausgeräumte Kram der Kategorie " minder wichtig" wird in Kisten auf den ( großen)Dachboden verbracht. 

 Da schmort es nun, das Zeug aus jeweils 20 Jahren jungen Lebens.

Im Zuge der allgemeinen Sortimentsbereinigung gibt es nun eine wöchentlichen Termin mit Sohn II zwecks gefälligen Beschauens der liegengelassenen Ressourcen und, wie erwartet, anschließendem Weggwerfen eines großen Teils davon.
 Denn die Geschichtsklausur oder der Spickzettel aus der 9.Klasse sind ebensowenig interessant, wie nur noch zur Hälfte vorhandene Hörbücher oder eine Kollektion ausgemergelter Flummis....
Allerdings findet sich auch manch anrührendes Dokument früher Liebe und Hoffnung, von Lebensideen und Plänen.

Und ganz nebenbei passiert beim Sortieren so etwas wie ein Auszug 2.0  

Das geht natürlich nur in kleinen Einheiten, spätestens wenn die Protagonisten bei "Alles weg" oder "Alles wieder einpacken" angekommen sind, ist die Session vorbei.

Nicht nur für das "Kind", sondern auch für mich. Immerhin sind nicht nur wichtige Jugendjahre meiner Kinder in den Zettelchen, Heften, Fotos , Notizen dokumentiert, auch meine Lebenszeit steckt in all dem.

 An viele Dinge kann ich mich erinnern, natürlich aus Muttersicht. 

Auch dieser wichtige Prozess ist Bestandteil einer, meiner jetzt wichtigen Lebensphase. Der Prozess des Älterwerdens, des Loslasssens ist mir an dieser Stelle besonders bewusst, wenn auch notwendig. 

Und auf eine erfüllende Art anstrengend. 





Und letztendlich ist mir klar.

 Das Basecamp lagert nicht auf dem Dachboden unseres Hauses. 
 
 Das Basecamp für unsere Kinder befindet sich in unseren Herzen. 
 

Ich wusste nicht, das ich Bosse mag. Aber ich mag Bosse !

5 Kommentare:

  1. Hallo Gitta,
    da schreibst Du etwas wahres. Sie ziehen aus und vieles bleibt hier. Beim ersten Kind ist es wohl noch etwas tröstlich, aber irgendwann wenn die Zeit vergeht steht der Kram (so nenne ich mal das Schulzeug) noch da, an vielem hängen Erinnerungen, aber man kann nicht alles aufbewahren. Und den Kinder liegt manch' anderes am Herzen als uns Eltern. Ja, das Aussortieren haben wir noch vor uns und ich stelle es mir unheimlich schwer vor....!
    LG
    Manu, die übrigens Bosse auch total mag. Und Kraniche auch nach vielen weiteren Lieder immer noch als Lieblingslied hat. *g*

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  2. Irgendwie geht es wohl allen gleich...
    Lieben Inselgruß
    Sheepy

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  3. Oja da findet man sich wieder. Loslassen, älter werden ...der natürliche Prozess. LG Anke

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