Freitag, 31. Juli 2015

Wild world


Vor ein paar Jahren habe ich für einen umgestürzten, weil überalterten Apfelbaum einen kleinen Pfirsichbaum neu gepflanzt. Ich hatte irgendwo Pfirsiche gegessen, die in norddeutschen Gefilden aromatisch gereift waren und wollte gern auch so ein Bäumchen. Leider hat der junge Pfirsichbaum die ersten zwei Jahre hier schon nicht überstanden. Ein paar getrocknete Zweige ragten noch aus der Anpflanzsstelle und bei Gelegenheit sollten die auch mal entfernt werden.
Nun, wie`s so kommt, keiner hat sich darum gekümmert und nun ist aus dem vergeblichen Pflanzversuch ein Busch geworden, der in diesem Jahr mirabellenartige Blüten trug und nun wunderschöne rote Früchte entwickelt hat. 


Wildpflaumen. Der Pfirsichbaum war auf eine Unterlage aus Wildpflaume gepfropft und die hat den Baum sozusagen wiederbelebt.
 Wild eben !


Aus den aromatischen Früchten habe ich zusammen mit einigen späten Johannisbeeren eine leckere Marmelade gekocht.


"Verwildert" ist nun auch meine Wollproduktion.
Vor ein paar Wochen durch die Lappen gegangen, waren mir ein paar Pommersche Rauhwollvliese. Der Schäfer konnte die Vliese nicht wiederfinden und so guckte ich in die Röhre.
Aber nicht lange. 


Ein paar Tage später bekam ich über eine Verschenkanzeige ein paar Quessantvliese, nicht wissend, welche Qualität die Wolle dieser kleinsten Schafrasse wohl aufweisen würde.


Und ich war und bin angenehm überrascht. Die kleinen Wildlinge haben wunderbar weiche, langstapelige Wolle.


Bei richtiger Behandlung weist die Wolle nach dem Spinnen einen leichten Glanz auf, ich bin völlig begeistert und mit meinem Rauhwollverlust versöhnt.


Die Recherchen nach Haltern dieser Rasse ergab überdies, daß sich im Nachbarort eine Herdbuchzucht dieser zutraulichen Minischafe ( knapp muftigroß) befindet... und ratet mal, wer da im nächsten Jahr Rohwolle kaufen geht.
  Manche Dinge entwickeln sich anders, als man denkt, aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. 

Baby it`s a wild world...


Leider ist mein überwunden geglaubter Infekt in voller Ausprägung in meine HNO-Bereiche zurückgekehrt. Man nennt es auch Schnupfen. Gestern bin ich noch auf Halbmast herumgetuckert, einfach weil Dinge zu erledigen und zu organisieren waren. Heute und morgen werde ich aber halblang machen, was mir ehrlich nicht leicht fällt.  Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, das einer mein größten Glücksmomente ist, produktiv zu sein. Das gehört einfach zu mir und es macht mich so grundzufrieden, etwas Brauchbares herzustellen.


Aber stricken kann man ja auch im Liegestuhl.

Montag, 27. Juli 2015

Sechs mal Hühnerklein(chen)...

... das macht 12 Hühnerbeinchen.


Und die trappeln jetzt munter mit der Mutter durchs Kükengehege.
Seit Sonntag steht nun fest. Mutter Zwerghuhn hat sechs wunderschöne Kinder ausgebrütet. 


Aus zwei Eiern, die die nette Henne  zwar noch zwei Tage sorgsam bewärmt hat, ist nichts geschlüpft.  Dafür sind die anderen Hühnchen umso munterer. Und die Glucke macht ihre Sache ausgesprochen gut. Zwerghennen sind ausdauernde und geduldige Brüterinnen und hüten ihre Kleinen dann später voller Inbrunst.


Da werden Futterkörnchen vorgelegt, das Trinken gezeigt und wenns Mutter genug ist, die ganze Schar wieder unter die Flügel gelockt. Wichtig ist, daß die Kleinen so früh wie möglich an Licht, Sonne und Luft kommen und dreimal am Tag frisches Futter bekommen. 

out in the green... das Beste für alle Kleinen

Als erstes Futter dienen feine Haferflocken, gekochtes Ei und ... käufliches Kükenfutter, weil dieses ein Mittel gegen Kokzidose enthält, an der die winzigen Tiere andernfalls innerhalb kurzer Zeit eingehen könnten. Dazu ein bisschen Grünfutter, und so früh wie möglich die Begegnung mit Erde und Sand. 


 Küken aus Naturbrut können bereits am 3. Lebenstag scharren, sich putzen, im Erdreich nach Essbarem suchen. Die Mutter bietet ein reichhaltiges Spektrum an Lauten, vom Lock- bis zum Warn- oder Beruhigungsruf, und leitet die Küken in allen wichtigen Verhaltensweisen an. Schon 24 Stunden VOR dem Schlupf kommuniziert die Mutter mit ihren Küken, die dann bereits im Ei Piepslaute von sich geben. Sie ermutigt und beruhigt die schlüpfenden Küken mit gurrenden Lauten, sodaß sich Mutter und Kind nach dem Schlupf sofort an der Stimme erkennen können.


Weil ich während der Brutzeit das Gelege öfter mal kontrolliert habe, hat die Glucke keine Angst mehr vor mir. Deshalb darf ich sogar ins Gehege klettern und dort Fotos machen   ( und mich dabei in zicke, zacke Hühnerkacke setzen).


Es macht Spaß den emsigen Bemühungen der Hühnermutter zuzusehen und das wirklich rasante Wachstum der kleine Piepser zu erleben. Wahrscheinlich stammen die Küken alle von der brütenden Henne ab. Drei gleichen der Mutter und die drei schwarzen Sprösslinge sind ganz der Papa, obwohl sich auch kleine Unterschiede im Aussehen feststellen lassen. So haben einige zum Beispiel die befederten Beine von Papa Muttchen, andere haben glatte Beinchen.


Ich hoffe wirklich, daß der Anteil der Hähnchen in der lustigen Familiengruppe nicht zu hoch ist. In meiner Hühergruppe leben ja bereits zwei Hähne und mehr geht wirklich nicht.


Für die Hähnchen aus der kleinen Geschwistergruppe werde ich deshalb rechtzeitig versuchen, gute Plätze zu finden, aber das hat Zeit, denn noch ist der beste Platz bei Muttern unter den Flügeln.


Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben.


Freitag, 24. Juli 2015

Schlüpftag

Bisher.


Fünf winzige Küken.


Haben ihre Schale geknackt.


Und sind geschlüpft.


Ganz der Papa ( genannt Muttchen). 

Und Morgen ?
Liege ich mit dem Teleobjektiv vor dem Kükengehege auf der Lauer und versuche den Rest der Piepse-Bande zu fotografieren.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Wiedergefunden

habe ich heute diese schöne, uralte Tonschale, denn es würfelt sich wegen der flügge werdenden Tochter so Einiges in unserem Hause durcheinander. Mal wieder.


 
Vor 20 Jahren hat uns eine gute Freundin die Schüssel, die über 200 !!! Jahre alt ist, zum Einzug in unser Haus geschenkt. Damals haben wir das gute Stück sicher verwahrt, weil wir verhindern wollten, daß diese geschichtsträchtige Kostbarkeit auf unserer Dauerbaustelle zu Schaden kommt, nachdem sie so viele Jahre schon unversehrt geblieben ist. Und dann haben wir sie vergessen.

  Heute habe ich den Schatz in einer der hintersten Ecken wieder ausgegraben und nur mal so, mein neues Strickzeug hineingelegt. 


Über die Harmonie der Naturmaterialien bin ich begeistert. Die Wolle ist selbstgesponnen, mit Pflanzenfarben gefärbt und stammt aus der letztjährigen Produktion. (Wolle 2.0, mittlerweile sind meine Garne deutlich besser geworden, immer gut, wenn man die eigenen Fortschritte sieht). 
 Die Strickprobe ist der Musterentwurf für ein neues Projekt, es soll eine Weste werden.

Wie schön, daß ich die Schale wieder gefunden habe.

Zwar nicht wieder, sondern neu gefunden, habe ich ein wunderbares Stück Musik einer jungen, tollen Band.

Der Link zum Video erschien als anonymer Kommentar vor einiger Zeit auf meinem Blog( auf einen meiner, im Moment üblichen, "Heul-mein-Kind-wird erwachsen-Posts")...naja, eben ein anonymer Kommentar !!!

Erst seit gestern weiß ich, wer mir diesen Link geschickt hat, hab nochmal genau hingehört und nun bin ich sehr dankbar dafür.


In den umbrüchigen, lauten und leisen Abschiedstagen, die für mich das Ende der Zeit als aktive Familienmutter bedeuten, ist es sehr gut, einen besten Freund zu haben, der mein Sohn sein könnte, es aber nicht ist.


 Das freundschaftliche Gespräch zwischen so altersungleichen Leuten ermöglicht einen Blick auf die Generation des jeweils Anderen, der nicht möglich wäre, wenn wir Mutter und Sohn wären.

 Danke lieber S.. Und das nächste Mal vielleicht nicht anonym ?


Für alle Mütter und Väter, deren Kinder gerade ihre Flügel ausbreiten und sich  aufmachen ins Leben außerhalb des Elternhauses...tröstlich, versöhnlich, eigenwillig und ein bisschen rotzig. 


... und für alle anderen auch !!!   Hannover,  Pavillon, 10.09.15

 P.S. Der Katze geht es gut und die kleine Hühnermutter sitzt noch immer auf ihrem Gelege. Bei morgendlicher Inspektion der Eier konnte ich aber schon ein leises Piepsen hören, das bedeutet : Kükenschlupf innnerhalb der nächsten 24 Stunden. Immer wieder spannend.

Dienstag, 21. Juli 2015

Ein blanker Montag...


schien es zu werden. Unverbraucht, frisch, luftig.
  
 Am Sonntag hatten wir in beschaulicher Runde den Geburtstag unserer Tochter gefeiert, Geschenk-und geprächsmässig ausgerichtet auf den Beginn der Reise. 
Gar nicht böse bin ich , nebenbei gesagt, darum, daß ich keine Kindergeburtstage mehr ausrichten muss.
 Aber die alte, gestickte Geburtstagstischdecke, seit ewig Bestandteil des morgendlichen Geburtstagstisches, die muss sein.


 Die Familiengrippe scheint weitgehend ausgestanden und ich habe am Abend sogar noch die neue Quessant-Wolle auf mein Ashford-Spinnrad geschmissen... ein Genuss, diese Fasern zu bearbeiten.

 Dazu an anderer Stelle mehr.   


So öffne ich also den Hühnerstall, um das Federvieh zu versorgen.
Das ist jeden Morgen für mich eine besondere Freude. Allen geht es gut, auch den Rdh-Hühnern .
Die letzten Hühner aus dieser Quelle waren in guter Verfassung, hatten kaum Eingewöhnungssschwierigkeiten.  Die fünf Januar-Hühner, die leider in einem schrecklichen Zustand hier ankamen, haben sich ebenfalls erholt. 


Auch wenn die Federn an ihren Flügeln immer noch nicht komplett nachgewachsen sind. Eines dieser Tiere hat auch keine Schwanzfedern bekommen. Die Hühner haben überwiegend keinen Namen, aber diese heisst Pummeluff.


Ein kleines, goldenes Zwerghuhn hat im Gewächshaus übernachtet, in einer Transportkiste, die dem fleißigen, gutmütigen Tierchen als Brutstube dient. 
Ich war wirklich nicht sonderlich begeistert, als sich die kleine Federliese nochmal zum Brüten niedergelassen hat, habe sogar das erste Gelege aus Unwissenheit weggeräumt, aber die kleine Henne hat ihr Nest wiedergesucht und weitergebütet.

 Nun sind ein paar kleine Leben in den winzigen Zwerghuhneiern entstanden, die in den nächsten Stunden ans Licht kommen werden. 


Das erfordert natürliche besondere Aufmerksamkeit. Ich hatte gehofft die Mutter mit den geschlüpften Kindern am Abend in den Stall umsiedeln zu können, aber Pustekuchen. 
Hat wohl noch etwas Zeit.
 Also eine weitere Nacht ins Gewächshaus, denn vor ein paar Nächten war der Fuchs um die Hühnchen und ihre Wohnungen herumgeschlichen, hatte beide Hühnermänner geweckt und mitten in der Nacht zu lautem Warngeschrei animiert.
 

 Dann in den Stoffladen.  Für ein besonderes Projekt brauche ich, die ich über ein riesiges Stofflager verfüge, neuen Stoff. 

Unglaublich, aber wahr. Ich habe nichts passendes.

ICH BRAUCHE NEUEN STOFF !!!

In der nächsten Kleinstadt werde ich fündig, im dortigen Textilparadies muss ich mich besonders beherrschen.....beherrschen, zusammenreissen... wieder rausgehen... Zum Glück ist die Verkäuferin sehr unfreundlich !


Zu Hause angekommen ( ich will gleich an die Nähmaschine !!! )  stellt sich heraus, daß Katze Fibi sich offenbar bei einem Sprung vom Schrank einen Mittelfußknochen gebrochen hat.
 Katze Fibi bekommt wegen ihres Asthmas seit Jahren Cortison ( nein, ohne gehts nicht) und das macht nun mal leider die Knochen brüchig.
  Also zum Tierarzt, Katze bekommt starke Schmerzmittel, lässt sich das Beinchen sogar hochlagern und ist  am Abend humpelig wieder unterwegs. 

Da heisst es also erstmal abwarten, ich denke es wird ohne OP gehen.


Soweit so gut. Der Zenit meines unverbrauchten, neuen Tages ist weit überschritten. Ich hoffe, das ich vielleicht noch den Zuschnitt ? 
 Nach Abendversorgung Hund, Huhn und Katzengesellschaft entscheide ich mich gegen 22 Uhr, nur noch eine kleine Strickprobe anzufertigen, 


und die Näherei auf den nächsten blanken, sagen wir mal Dienstag zu verschieben.

 P.S. Stand der Dinge : Hühnchen sitzt noch immer auf den Eiern.  Katze Fibi geht es besser und der gekaufte Stoff ist wenigstens schon mal gewaschen. 


Und ich bin froh darüber, daß es in meinem Leben so viel Leben gibt , und Unplanbarkeiten und Überraschungen ....

Freitag, 17. Juli 2015

Ausgeflogen


.... ist die zweite Brut des Kohlmeisenpärchens, das schon im Frühjahr für tschilpenden Nachwuchs in unserem Garten gesorgt hat. 
Diesmal haben die fleissigen Federleutchen ihre Kinderstube im Ortgangkasten ganz unter dem Dach eingerichtet. Sicher eine weise Entscheidung.


Nun heisst es fliegen üben.
 Die Federn der Jungmeisen haben noch nicht die kräftige Färbung der Elternvögel, aber die Kleinen flattern schon munter in unseren Hausbäumen herum. Hoch und schnell genug, um unserem Kater zu entkommen. 
 Und Futter suchen, wie die Alten, das können sie auch.

  Die Fotos sind durch die Fensterscheibe entstanden, denn das Futterhäuschen ist auch im Sommer gefüllt und wird gern aufgesucht....


  Durch Nachtdienste, eine kleine Sommergrippe und durch die beginnenden Reisevorbereitungen unserer Tochter, ist hier im Moment wenig Zeit für das Schreiben auf dem Blog.


 Das wird sich bald ändern, denn am 3. August geht die Reise der Beiden endlich los. 
Lang erwartet, hundertmal im Kopf durchgespielt, Pläne geschmiedet und verworfen. Reiseziele gesucht und wieder verloren, sind nun die Fahrkarten gekauft, denn Ziel und Route stehen endlich fest.


 
Dann heisst es fliegen üben und bunte Federn bekommen !  

Und hier wird es ruhiger werden, und anders.  Auch das hundertmal durchgespielt und durchdacht.

 Wie es ist, wenn die Brut ausgeflogen ist ? 


Langweilig bestimmt nicht, denn unter anderem ist die nächste wunderbare Wolle schon in Vorbereitung.

Freitag, 10. Juli 2015

He ho, spann den Wagen an !

( meine Idee, erst die Musik am Ende des Posts anklicken, dann lesen)
Jedes Jahr um diese Zeit, wenn ich die die reifenden Felder mit den Mohn- und Kornblumen sehe, fallen mir Geschichten ein, aus Kindheit und lange Vergessenem.

 Sie handeln von kindlicher Phantasie und Realität.


Und von meiner Oma.

 Manchmal durfte ich ein paar Tage bei meiner Oma sein. Ein Zimmer, eine Küche , in einer geteilten Wohnung im ersten Stock. Alles einfach, ein gemauerter Holzherd in der Küche, natürlich nur kaltes Wasser,  das Klo in der Waschküche.  Ländlich. 
Das Krähen der Hähne holte mich am Morgen aus dem Schlaf und sagte mir schon im Traum, daß ich in Sicherheit sei
Die Oma war eine komische Frau, komisch nicht im Sinne von lustig, aber das war mir egal, hier war ich einzig. 


Durch all die Ablehnung und Launenhaftigkeit, ich wusste, daß die Oma mich mochte. Mich.  
Oma war wechselwarm, unberechenbar. Konnte an einem Tag lustig, herzlich, großzügig, liebevoll sein. War am nächsten Tag verschlossen, abgewandt und jähzornig. 

Ohne Grund.

Aber. Ich durfte dort viel. Kaffeetrinken aus Blechbechern, Fernsehen, ( schon Anfang der 60er) und im nahen Waldstück allein herumstromern. 

Der Hausgarten, am Hang gelegen, voller Beeren und Gemüse. Die weiße Wäsche auf Leinen geklammert und mit Bohnenstangen in den Himmel gehoben, flatterte dort wie duftende Zelte. Ich aß zu viele rohe Bohnen und spielte mit der aufgehängten Wäsche Verstecken, bis diese voller Abdrücke von Kinderhänden, nochmal gewaschen werden musste. 

 Ein kleines bergiges Waldstück, am Ende des Gartens, war schnell durchlaufen. 




Dort begannen die Felder. Noch nicht durch Flurbereinigung in große, monotone Flecken verwandelt, sondern kleinteilig, von Hecken und Himbeergebüschen gesäumt und voller summendem Leben. 


Von dort konnte man auf die Bückeberge sehen, für mich gleichbedeutend mit weit, weit weg.

Das Getreide auf diesen Feldern stand hoch. 


Verbotenerweise ging ich darin spazieren.



Und weil das Getreide ebenso groß war, wie ich, mit meinen vielleicht 7 oder 8 Jahren, konnte ich nur den Boden und den Himmel sehen. 


Ein wogendes Labyrinth. Und ich glaubte, in diesen, weit entfernt liegenden Bückebergen, gäbe es vielleicht doch ein Märchenland. Vielleicht.

Fünfzig Jahre ist das her.

Später in den 70er Jahren, als ich erwachsen wurde, sah ich, daß die Kornblumen verschwunden waren, und mir das Getreide höchstens bis zur Hüfte reichte. 

Ich glaubte, die Erinnerung habe mich auf geheimnisvoll, kindliche Weise getäuscht.
Daß in der Zwischenzeit die Technisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft, mit allen negativen Begleiterscheinungen ( Halmverkürzer, Pestizide), für das Verschwinden meiner hoch wogenden Kindheitsfelder gesorgt hatte, war mir nicht klar.



 Seit einigen Jahren sind sie wieder da. 

Die Kornblumen, die Mohnblumen. Sogar Kornfelder habe ich schon gesehen, die mir so hoch reichten, daß, versetzte ich mich zurück in meine Kindheitswahrnehmung, nur noch Boden und Himmel sehen könnte.


Also doch.  

Gestern war ich nochmal dort, in meinem Märchenland.

Radierung : Heinrich Vogeler

Die Bückeberge sind noch da und die Felder. Die alte Mühle, die damals fast bis auf die Grundmauern abgebrannt war, und die mir immer ein bisschen Angst gemacht hat, ist wieder aufgebaut. 


Mit Hund und Kamera bin ich auf den Hügel gekraxelt, habe eine Weile auf das stolze, kleine, nur wenig modernisierte Städtchen heruntergesehen.

Das Krähen der Hähne ist bis auf den Hügel zu hören. 
Ich bin in Sicherheit. Ich hatte recht.

Eine Entdeckung !

und dies auch .....