Donnerstag, 21. Januar 2021

100 Tage


 bis zur Rente.

 Ja, das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Das letzte Berufsjahr. Das wollte ich mir auf der Zunge zergehen lassen, mich von lange Eingebahntem verabschieden. Vielleicht auf dem Gelände meines kleinen Krankenhauses fotografieren und das eine oder andere nette Gespräch führen. 

Stattdessen kamen neue Herausforderungen statt Gewohntem. Wir bekamen Corona und arbeiten seitdem in Vollverkleidung und auf Distanz, Zueinander und zu den Patienten. Da ist meine 1jährige Abschiedsvorstellung fast vollständig ausgefallen.

Nun ist der Termin für die Rente gesetzt und als ich vor ein paar Tagen mit einer Freundin telefonierte, die besonders unter der Coronasituation leidet und ich sagte, sie müsse einfach noch 100 Tage aushalten, sie solle sich ein Maßband kaufen und jeden Tag einen Zentimeter abschneiden...

da fiel mir auf, noch hundert Tage auch bis zur Rente und schwupp : Da hatte ich mein Abschiedsritual. 

Und das versuch ich jetzt.

 Die hundert Tage bis zur Rente besonders sein zu lassen oder ganz gewöhnlich.

Und das war Tag 100. 

Früh kommt ein Kundendienst, um unseren Heizkessel zu warten, den der Schorni nicht abgenommen hat. Wenn man bedenkt, daß so ein Teil locker 8000 Ecken kostet und die Hauptheizung des Hauses darstellt, keine Kleinigkeit. 

Überhaupt, das Jahr will noch eingeschüsselt werden.

Eine gewaltige Sturmböe reisst die Schafstalltür auf, die Schafe stehen orientierungslos im Garten herum. Wenn die wüssten. Ein paar Meter weiter steht der lecker Mangold im Beet...., ich scheuche die Blökis wieder in den Stall und alles ist gut. Die Sturmböe bringt auch ein wahnsinniges gelbes Licht und einen kompletten Regenbogen. 

Zwei Stunden später hat der Monteur den Kessel gerettet und es erreicht mich die Nachricht, daß unser Auto offenbar ohne großes Generve durch den TÜV gekommen ist.

 Nett !!!

Der Rest des Tages geht ebenso glatt, bis auf den Umstand, daß ich doch ein paar kleine Nebenwirkungen nach der Corona-Impfung ausbilde.

Ein Päckchen wird gepackt, ein Essen gekocht und etwas Kürbissuppe eingeweckt. Für die nächsten Nachtdienste.

Wir sind erleichtert. Am Abend wird gestrickt, gesponnen, gechrieben und gekuckt. 

Und morgen Tag 99. 

Und ein Maßband suchen !



5 Kommentare:

  1. ..ja das ist eine prima idee...ich bin geapnnt was du alles berichtest...
    herzlichst
    annette

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  2. Eine schöne Idee! Ich kenne viele Schwestern die das mit dem Massband gezählt haben. Schön das es nur noch 100 Tage sind!
    Lieben kolligialen Gruß
    Geli

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  3. Wie wird es sein, wenn der letzte Schnipsel abfällt ?
    Ich denke du bist gut gerüstet.
    Alles Gute !
    Angela

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  4. JA, lb Gitta ... das geht jetzt flugs ... und ...ratzi fati ... biste im (Un-) Ruhestand ... ♥

    Nimm Dir Zeit, Abschied zu nehmen... Abschied hat oft einen tiefen Sinn, denn er ist immer auch ein Neubeginn.

    Herzlichste Grüße von Annette ♥ *drückDICH*

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  5. Ein Massband besaßen bei uns die Soldaten für ihre letzten 100 Tagen beim Wehrdienst. Du wirst staunen wie schnell sie vergehen.
    Lieben Inselgruß
    Kerstin

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