Freitag, 23. April 2021

10 Tage Olle Kamellen

 Die Tage bis zur Rente nun sehr überschaubar, an zwei Händen abzuzählen, habe ich beschlossen, statt Vorschau und Päneschmiede nun ein paar olle Kamellen zu erzählen. Aus meinem Krankenhausleben.

es gibt kaum Fotos von mir aus jener Zeit, hier bin ich etwa 18 Jahre alt, ein Urlaubsfoto aus Dänemark, ich bin gerade 11 Stunden Auto gefahren und sehe deshalb so verpennt aus

Zwar ist das immer so ne Sache, aber die Geschichten sind so alt, daß die meisten Beteiligten längst das Zeitliche gesegnet haben.

Meinen legendären Arbeitsplatz habe ich mir im Jahr 1975 einfach mal so auf gut Glück selbst gesucht. Ich wollte aus der Kleinstadt nach Hannover ziehen, auch endlich ein Zimmer in der Stadt in einer WG haben, statt beim Freund in der Wohngemeinschaft Dauergast zu sein.

Ich suchte mir eine gemütliche Telefonzelle mit intaktem Telefonbuch und habe einfach der Reihe nach die hannoverschen Krankenhäuser durchtelefoniert und  nach einer Arbeitsstelle gefragt. Das zweite war schon das Nordstadtkrankenhaus. Ja, ich könne mich vorstellen, bekam einen Termin genannt und war glücklich.  

Viele Gedanken habe ich mir nicht darüber gemacht, am besagten Tag habe ich dann verschlafen und musste nachsehen, wo dieses Krankehaus überhaupt ist. Und was zieht man für ein Bewerbungsgespräch an. Was richtig Ordentliches hatte ich nicht, also musste der Jeansrock ausreichen und dazu spanische Stoffschuhe, Espandrilles.

Viel zu spät losgefetzt, leider begann es stark zu regnen und so kam ich mit völlig durchnässten Stoffschuhen dort an. Zu Oberschwester Edith, kurz Oberedith genannt, ins alte Schwesternhaus solle ich gehen.

Die nassen Strohschuhsohlen hinterließen im gebohnerten Treppenhaus und auch in Oberediths Büro, vor Nässe quietschend, große Wasserlachen, meine Zeugnisse hatte ich in einer lappigen Stofftasche dabei und ich war schrecklich nervös. 

Ich habe die Stelle trotzdem bekommen... ein Jahr dachte ich, dann wollte ich noch weiterlernen, vielleicht Abitur, vielleicht studieren.  

Die nassen Schuhe habe ich auf dem Rückweg in einen Papierkorb geworfen und bin barfuß nach Hause gefahren.

 15.Juli 1975. 

Am 1. August habe ich im EKG des Nordstadt Krankenhauses angefangen zu arbeiten. Endlich Hannover !


 

2 Kommentare:

  1. eine schöne geschichte, auch etwas typisch für die damalige zeit, pragmatisch das ziel angehen. wäre heute mit viel mehr bedenken/umstand verbunden. habs gut, gruß roswitha

    AntwortenLöschen
  2. Da werden auch bei mir Erinnerungen an 1975, meinem Berufseinstieg wach ... ♥
    Schön und interessant, dass DU - uns - hier davon erzählst ;D

    Herzlichen Freitags-GRUß
    und genieße Deine letzten Arbeitsnächte,
    alles LIEBE,
    fühle DICH umarmt von Annette ♥

    AntwortenLöschen