Freitag, 3. Januar 2014

Die Plattenkiste



Meine Plattenkiste ist ein stabiler, großer Aktenschrank. Darin bewahre ich, jetzt doch staubgeschützt, meine Schallplatten auf. 
Etwa 400 werden es sein, ergänzt noch duch die aussortierten Konvolute einiger Altersgenossen, die sich von ihren Schätzen schon vor Jahren getrennt haben, und der endgültigen und ausschliesslichen Digitalisierung ihrer Musik zum Opfer gefallen sind.
 Ich muss gestehen, ich war auch ein paarmal versucht, fehlte mir doch lange eigentlich der Platz und ebenso lange ein geeignetes Abspielgerät. 

 Nun ist der CD-Player, ( auch schon überholt), in meiner Textilbude kaputt. 


( Meine Textilbude ist eigentlich das Innerste vom Inneren, mein ganzes bisheriges Leben ist dort gestapelt.). Dort steht auch eine alte Musikanlage und ich kann da sehr, sehr laut Musik hören. Sehr laut !!!

  Also Aktenschrank auf, und mir fällt meine gesamte musikalische Jugend entgegen. Und mit den Klängen der recht gut erhaltenen Platten, tauchen Gestalten wieder auf, die ich teilweise zu recht, teilsweise auch leider, längst vergessen glaubte. 


Da gab es zum Beispiel den sehr bärtigen, und sehr nervigen Verehrer, der ausschliesslich "Desire " von Dylan hören wollte, wenn er bei mir weilte . Nach drei nöligen Wochen war es aus mit "Desire", ich fand das Wort NEIN wieder, und schmiss den Typ raus. . Das war, als man mich auf der Arbeit noch " Mäuschen" nannte, und ich nur ein paar Monate älter war, als meine Tochter jetzt. 

Trotzdem konnte ich die Platte jahrzehntelang nicht ertragen. Schade eigentlich, habe sie gestern mal gehört, und fand sie ganz gut.


Oder Al Steward mit seinen "Year of the cat",  das für mich das Jahr 77 gewesen ist, mit dem Abschied aus meiner Land-WG und Rückzug in die Stadt.

 Die beginnenden 80 er Jahre mit Brian Ferry, von dessen kühler Distanz und Unantastbarkeit ich ein Stück abhaben wollte, und ganz viel Kate Bush mit dieser unglaublich hohen Stimme, die ich immer ( heimlich) versucht habe 
mitzusingen.  


Oder in ganz frühen Jahren, die Scherben, die mich( ideologisch) in meine  ungeliebte Lehrstelle begleiteten. 
 Ich bin froh, daß ich diese Platten nicht entsorgt, verkauft, verschenkt habe. Sie sind in der Lage, durch einfaches Abspielen, viel gefühlte Vergangenheit heraufzuholen, und durch meine Textilbude wabern zu lassen. 

 Das ist zwar verdamp lang her, aber nur wer sich erinnert, kann Gegenwart geniessen.
 Es passt alles zusammen.  Die nächste Generation sortiert hier gerade in verlassenen Kinderzimmern die eigene ( Jugend)Geschichte, die Tochter wird dieses Jahr volljährig, und auch für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt. 

In diesem Sinne....come as you are !!! Ich gehe jetzt wieder Platten hören.










7 Kommentare:

  1. Liebe Gitta,

    oft werde ich so melancholisch, wenn ich meine Musik von damals höre. Das hält mich manchmal davon ab. Ist eigentlich blöd, aber ich kann das nicht beeinflussen. Geht Dir das auch so?

    Liebe Grüße, Deine Christiane

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    1. Eigentlich nicht. Es ist mir in meinem Leben nie so gut gegangen, wie jetzt, den alten Zeiten trauere ich nicht hinterher. Musik hat mich immer begleitet, war mir immer sehr, sehr wichtig bis heute.

      Manchmal taucht auch ein besonders schöner Moment mit einem alten Musikstück auf, aber darüber freu ich mich eher, als dass ich traurig bin. LG Gitta

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  2. Ach ja, was sind das für Erinnerungen! Wir haben uns auch noch nicht von unseren beiden alten Plattenspielern getrennt. Und als ich 1986 meinen Mann kennenlernte, da zog er bald darauf mit gefühlten 2,5m Schallplatten um. Ich hatte damals vielleicht 40 inklusive meiner Märchenplatten ;-)
    An die nächtelangen Diskussionen am Küchentischen ob CD nun toll oder zu clean wäre, kann ich mich auch noch gut erinnern. Inzwischen stehen bei uns mindestens 10 Boxen mit CD's im Keller rum. Dann kam zwischendurch noch die Mini-Disc. Der DAT-Recorder wurde zum Glück ausgespart - Männer und Musik! Nun gibt es seit x-Jahren diverse i-Pod's einen allein für Bowie, einen anderen für andere Vergangenheiten der 70er &80er und dazu den Traum noch so manches alte Stück von den guten alten LP's zu digitalisieren. Denn nicht alles von damals hat es ins neue Zeitalter geschafft ...
    Das Leben ist im Idealfall eben ein bunter Mix aus alten und neuen Dingen ;-)
    VG Silke

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  3. Ich finde es immer wieder witzig das man Musik mal toll fand. Dann kommt der Punkt das man sie über hat oder mit irgend einem "schlimmen" Erlebnis verbindet und sie dann nicht mehr hören. Und dann 20 Jahre später hört man sie wieder und muss innerlich nur noch über die Dummheit grinsen und kann auch wieder die CD/LP hören.
    Auf der anderen Seite habe ich auch einen Song, der ist schon mehr als 25 Jahre alt und ich kann ihn immer noch stundenlang rauf und runter hören. Love changes everxthing von Climie Fisher. Ich liebe diesen Song einfach.
    Liebe Grüsse
    Sandra

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  4. Musik oder Gerüche schaffen so intensive Erinnerungen, wie es kein Fotoalbum vermag. Manche Songs meide ich deshalb - sie schaffen es, mir die Tränen in die Augen zu bringen, weil sie eng mit einem traurigen Ereignis verknüpft sind. Bei anderen Liedern stellt sich das gleiche kosmische Feeling ein, wie damals, besonders wenn ich Pink Floyd und Genesis höre, egal ob Platte, Radio oder CD.
    Die Kännchen sind übrigens gut angekommen, das Auspacken war lustig: in meiner Phantasie glaubte ich, es seien Kaffemilchkännchen, und ich staunte nicht schlecht, als stattliche Kannen aus dem Zeitungspapier hervorkamen :)
    Liebe Grüße,
    Astrid
    Liebe Grüße von Astrid

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  5. Ich habe auch alte Schallplatten und CD's von frühere Zeiten u.ich höre gerne die Musik von damals, denn es ist ein Teil von mir...von meinem Leben. Erinnerung an die schöne u auch traurige Zeit... aber jede Zeit hat ihre Musik.
    Liebe Grüße
    Gaby

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  6. liebe gitta,
    du würdest dich in unserem wohnzimmer mit schatzis wahn-plattensammlung (und CD sammlung. und filme-sammlung... wundert mich, dass wir überhaupt noch ein sofa reinkriegen) wahrscheinlich pudelwohl fühlen.
    und OH MEIN GOTT! keine macht für niemand! mit eine der wichtigsten sozialisationsalben meiner jugend. jesses, da kriege ich alleine beim anblick schon anarchistische gefühle :) sooo toll!

    ich wünsche dir alles liebe für 2014. auf dass es genau die richtige mischung für dich bereithält!
    liebe grüße,
    sandra

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