Freitag, 1. Juli 2016

Gestreift und kariert. Oder : Landlast !

Mal wieder und immer wieder gern fällt die Inventur, die persönliche, in die schönste Zeit des Jahres, den Urlaub,.
 

Und dieses Mal haben wir, schlauer geworden, uns alles, was möglich war, vom Hals und aus dem Kalender gehalten.

 Nur das Leben nicht, das interessiert sich nicht für Kalender. Es blökt, bellt, kräht und rennt Zäune um, wenn es ihm gefällt. Und sorgt für jede Menge Arbeit.


 So blickte mich gestern morgen das geschorene Skuddentier, friedlich widerkäuend und treuherzig aus dem Hühnergehege an, während Siggi, der Ziegenbock, sich am Hühnerfutter jeglicher Geschmacksrichtung gütlich tat. 


Untrügliches Zeichen dafür, daß eine dringende zäunige Intervention nötig ist und daß uns das Grün über den Kopf wächst.


Kurz gesagt : Nix mit easy going. 

Und auch hier stellen wir uns die Frage, und die ist wohl an berechtigt. Wieviel Arbeit möchten wir fürderhin mit Erhalt des Vivariums im Hause M verbringen. 
So schön und idyllisch das alles ist. 


Nach ehrenhafter Absolvierung der Aufzucht und Hege der eigenen Nachkommen gelüstet uns ein wenig nach persönlicher Freiheit, nach Schlendern statt Rennen, nach freier Wahl des Tuns in freien Zeiten. 

Und der Zahn der Zeit nagt nicht nur an den Zäunen und Brettern. Unsere Tiere sind alle mehr oder weniger im Rentenalter , meine kleine, treue Hühneroma befindet sich seit Tagen schon auf der separierten, eher palliativen Station. 


Auf der einen Seite Verlust und Reduktion, auf der anderen Seite das Ausgraben alter und neuer Leidenschaften und Hobbys. 

Konsens ist es auf jeden Fall, die Menge der Tiere, die auf unserem Hof zum Teil ihr Gnadenbrot finden, in kommenden Jahren nicht weiter zu erhöhen, was im Klartext bedeutet, keine neuen Tiere aufzunehmen, wenn die jetzigen das Zeitliche gesegnet haben  (wohlgemerkt eines natürlichen Todes...). 


Die Hühneromi ist jetzt  stolze 11 Jahre alt, ein biblisches Alter für ein Huhn....

Meine Hühneromi, wird wohl die Nächste sein.... schade. Ich mag sie sehr, dieses skurrile Wesen, das leise zwitschernd  ( Ja !) das Verstreichen ihrer Lebenszeit begleitet.

Hört sich deprimiert an ? 
Ist es aber nicht. Es ist nur wach und klar, die Veränderung in meinem Leben wirklich zu registrieren und hier auch als Chance zu empfinden.

Und um die Pathosecke jetzt mal zu beenden : Die Verarbeitung von Wolle jeglicher Couleur und Qualität reizt mich weiter ungemein. 


Mein freundlicher Schäfer hat mir in diesem Jahr Unmengen an Wolle von Blue Texel Schafen spendiert. Diese Wolle war mir bereits im ersten Spinnjahr auf die Karde geraten.


Sie hat mir damals schon sehr, sehr gut gefallen, besonders die rötlichen Spitzen an den dunkelbraunen, bis fast schwarzen Fasern.  Leider hat sich, gewaschen und kardiert zwar ein sehr schönes, aber homogenes Braun daraus entwickelt. 


In diesem Jahr habe ich die Traute gehabt, das Material naturbelassen,  also ungewaschen, ungekämmt und unkardiert aus der Flocke zu verspinnen. Die Toleranz meines Mannes hat der abendliche Schafsgeruch im Wohnzimmer ein wenig auf die Probe gestellt, ( ich habe aber wenigstens nicht geblökt ).


Das Ergebnis entschädigt jedoch für olfaktorische Unannehmlichkeiten. Es gefällt mir ausgesprochen gut, erhält es doch die sonnengeröteten Spitzen der Wolle und erzeugt ein lebendiges Bild.  Und nach der Wäsche ist die Wolle kuschelweich.... Gut.


Also. Erhaltet euch Eure sonnengeröteten Spitzen und lasst uns ein lebendiges Bild bieten.... Wie heisst es doch so richtig ?

  Das einzig Beständige ist die Veränderung.!

6 Kommentare:

  1. Liebe Gitta, ich kann das mehr als gut nachvollziehen, daß man immer wieder mal überlegt, ob man dieses oder jenes in seinem Leben so beibehalten, oder ändern möchte. Das Leben mit so vielen Tieren mutet immer sehr idyllisch an, aber kaum einer vermutet die tatsächliche Arbeit dahinter. Um die Gabe, deine eigene Wolle zu spinnen, beneide ich dich. Sie sieht so schön aus. Liebe Grüße.

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  2. Ach, was für ein schöner Post! Toll, wie Du die Wandlungen in Deinem Leben registrierst und beschreibst.
    Hab ein spannendes Wochenende! Bis bald!
    Lieben Lisagruß!

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  3. Also liebe Gitta, ich musste schmunzeln, als ich Deinen Text über Deine Tiere las. So wie Du es formuliert hast und dazu der freche Blick vom Siggi! Da kann man doch nicht anders. Meistens, wenn wir sowieso schon erschöpft sind, passieren solche Sachen, die uns wiederum neue Kraft abverlangen. So ist das aber leider, wir müssen unsere körperlichen Grenzen, unserer Kräfte, die sich im Laufe der Jahre auch ändern, akzeptieren. Da ist es ein wichtiger Schritt zu entscheiden, keine neuen Tiere mehr. Eine Entscheidung, die Dir sicherlich nicht leicht gefallen ist.
    Deine Wolle sieht phantastisch aus. Kleine Änderung im Ablauf der Verarbeitung mit großer Wirkung.
    LG lykka

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  4. Ja die Zäune, das schieben wir auch vor uns her. Nachdem unsere Schafe aber mal wieder den Schafzaun umgeschmissen hatten und im Garten standen als ich nach Haus kam um gemütlich an den neu gepflanzten Brombeeren zu fressen und ich mir die Panik verkneifen musste da es keinen weitern Zaun gibt der sie von der Flucht in den Wald abhält ist das Thema wieder aktuell. Toller Blog, schöne Themen und Gedanken an denen du uns teilhaben lässt. Danke.

    LG

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  5. Danke Gitta für deinen wunderbaren Blog. Auch ich mag die Naturtöne im Farbenspiel. Aber ehrlich- mein Mann hätte nicht soviel Toleranz . ich verspinne solche goldenen Locken auch unkardiert -jedoch gewaschen. Lach-Jetzt habe ich noch die Herausforderung mit dem Scheckenschaf. Mal sehen, wie das wird- zumal es nicht so halsschmeichelnde Wolle wird- lach-

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