Samstag, 27. Juni 2020

Heller Mond und dunkle Linde

Das erste Mal seit ein ein paar Jahren wieder mal Sirup gekocht, Holunder und Lindenblüten.




Auf speziellen Wunsch einer einzelnen, jungen Dame, scheint, daß die Entfernung von Kindheit den Töchtern und Söhnen die hausgemachten Dinge wertvoller erscheinen lässt. 



Bin dem Wunsch gern nachgekommen, fängt er doch etwas Sommerlindenduft ein. In diesem verrückten Jahr hätte ich fast den Zeitpunkt der Lindenblüte übersehen, hatte geglaubt, ihn schon verpasst zu haben.

So sehr gerät durch das Fehlen der Sommerereignisse meine Zeit durcheinander. 

Zwischen den Kleckernächten, im Rhythmuschaos ein wenig genäht, Musik gehört und über die Woche nachgedacht, die wieder Lebensendendes zeigt.

 Und nicht leicht war. 

Nun doch Corona-Patienten auf der Station, gottlob sind wir gut kontrolliert, in der vergangenen Woche Antikörper abgenommen und einmal pro Woche zum PCR - Test. Ich hoffe , vielleicht schon Antikörper zu haben. Würd mich auflockern.



Und eigentlich wollte ich leichte und junge Musik posten, bin aber doch wieder bei Sophie Hunger gelandet und oh Wunder bei Max Herre. Hört !




Nicht jung !

Donnerstag, 25. Juni 2020

Rückfall

Neben all dem gruslich und grausligem Wichtigem , dem Ansteckenden und Anstregenden....
Ein Blick auf mein persönliches und, allgemein gesehen, Unwichtiges.


 Aber eben meins und zum drüber freuen. Mein Rückfall in alte T-Shirt-Häkelzeiten ist fertig. Ich habe noch so Unmengen gesammelter T-Shirts, zum Teil sogar schon überfärbt, aus der Zeit vor dem Spinnen, das dann ja, wie bekannt, meine große Leidenschaft wurde.


Und da es mich schon immer gereizt hat, aus wertlosem Material etwas herzustellen, habe ich einen Duschvorleger fabriziert.



 Und für mein Gartenhäuschen will ich auch noch einen kleinen Vorleger basteln, wobei ich allerdings die Flechtmethode bevorzuge, aber die ist auch deutlich zeitintensiver. Guckst Du hier : 


Noch immer guter Hoffnung, das Konzert dieser bunten Burschen im Oktober möge stattfinden ( Ausweichtermin !), verabschiede ich mich in die Systemrelevanz ( just another night ).


Dienstag, 23. Juni 2020

Wolle und W(V)iren


Offensichtlich hat mein (vor)gestriger Post doch nun meine wochenlange Blog- Blockade beendet und das gefällt mir sehr gut. Die Beschäftigung mit dem Internet, ohne selbst etwas zur Gestaltung beizutragen, ist sozusagen wie ein Blick in einen blinden Spiegel. 

Jetzt sprudelt es wieder. Herzlichen Dank auch für die Kommentare, die mir zeigen, daß da draußen doch noch jemand mitliest. Schön.

Ich habe eine weitere Nacht als Covid-Aufnahme-Schwester hinter mir. Zur Zeit habe ich so Kleckernächte, ( ne Nacht, zwei Tage frei, ne Nacht, drei Tage frei, nen Spätdienst, zwei Tage frei, zwei Nächte, Biorhythmus, was ist Biorhythmus ? ),weil der Betieb noch nicht wieder auf Normalkurs läuft.

ich, als Telefonzelle, der obere Schutzkittel fehlt noch, der jeweils nach jedem Kontakt mit Patienten gewechselt wird. ( a lot of material, meine kleine Schwitzhütte ! )

Meine anfängliche Angst vor der Situation hat sich gegeben. Wir schützen uns gut, sind personell ausreichend ausgestattet und halten die Hygiene-Bestimmungen akribisch ein. Ist umständlich, aber geht nicht anders. Es ist sinnvoll, Covid-verdächtige Patienten vom  allgemeinen Betrieb getrennt aufzunehmen. 
Ein bisschen Humor schadet auch nicht, ich sage den Patienten immer, ich wäre als Telefonzelle verkleidet. Die meisten finden das gut.

Nachmittags dann wieder meine andere Lebenswelt. Haus und Hof. Die Gemüsepflanzen sind nun, (bis auf die Tomaten im Gewächshaus ), auf den Beeten und ich bin schon sehr gespannt auf die mögliche Ernte. Ich probiere viel aus, richte mich eigentlich nicht nach irgendwelchen Büchern und wenn mal was nicht klappt, dann ist das nicht tragisch.


 Begonnen habe ich damit, die Gemüsepflanzen mit ungewaschener Rohwolle zu mulchen, mit den aussortierten Teilen von Beinen und Po der Schafe. Funktioniert gut und eine ungemulchte Kontroll-Zuccinipflanze wächst deutlich langsamer.  Die Wolle düngt nicht nur, sie hält das Gießwasser länger an der Pflanze und die Schnecken fern.
Rohwollmulch, da kommt kein Beikraut hoch

Den Hühnern und Schafen geht es gut, allerdings bin ich im Moment sehr bemüht, drei der Hennen vom Brüten abzuhalten. Denn es gibt, seit der letzte Hahn das zeitlich gesegnet hat, keinen Hahn mehr. Aus gutem Grund, denn ich wollte nicht mehr jedes Jahr Sorge dafür tragen müssen, daß ungewollte junge Hühnermänner ein Zuhause oder einen Kochtopf finden. Das war so überhaupt nicht mein Ding, erst zieh ich die Küken liebevoll mit auf und ab Weihnachten krähen sie sich den Wolf und ich weiß nicht mehr wohin damit. 


Leider hat die kleine Knieß das noch nicht verstanden und so muss ich sie jeden Tag neu davon überzeugen, daß das Herumsitzen auf Eiern keine gute Idee ist. 

So. Morgen bekommen wir im Krankenhaus Blut abgenommen um zu schauen, wer bereits Antikörper gegen Corona entwickelt hat. Ein freiwilliges Angebot, auf dessen Ergebnis ich sehr gespannt bin. Jede neue Erkenntnis über den unseligen Virus bringt uns hoffentlich ein Stück weiter !

Sonntag, 21. Juni 2020

Fast Johanni



 Wann, wenn nicht heute, wird es endlich, endlich einmal wieder Zeit, einen neuen Post zu verfassen.  Nach Wochen und Monaten der Unsicherheit, der endlosen Meinungsfindung, der Distanzierung von allem Möglichen und dem Zurückkommen zu Spaß und Freude. 
Mehr als ich erwartet habe, hat mich die ganze Corona-Geschichte beschäftigt, ja auch besorgt und absorbiert. Überdies hatte sich der Monitor meines Laptops in ein kurz vor dem Kollaps stehendes Streifenhörnchen verwandelt und glücklich herumspringen und schöne Dinge fotografieren konnte ich sowieso nicht.
 So viel Verdrängungskunst kann ich nicht aufbringen, denn eigentlich bin ich eine Grüblerin und Eine , die sich ständig sorgt.


Heute morgen wanderte ich dann so im Nachthemd durch den Garten, in dem sich in den letzten Monaten richtig viel verändert hat und war so erfreut von der Schönheit und Ruhe dieses Sommermorgens, dass ich mich entschloss...
Nach vielen Jahren arbeiten und leben auf dem Land hat sich mein Wunschtraum von einem Gemüse und Wildgarten in diesem Jahr zunehmend erfüllt.



Viel Arbeit und Liebe stecken bis jetzt darin. Wir waren überwiegend in der Freizeit hier auf der Scholle, wir haben jede Menge Platz, ein Luxus, der mir sehr wohl bewusst ist, und damit kam gar nicht das Gefühl von Eingesperrtsein auf. 




Vielmehr hat es dem, uns anvertrauten Stück Erde richtig gut getan. Ein Teil des Hühnergeheges ( keine Angst, den Hühnern fehlt es nichts, sie sind sozusagen mittendrin dabei ),  ist wieder wachsende Gräser und Blumenwiese, ich beobachte welche Wiesenpflanzen von allein den Weg auf das Land finden und sähe umsichtig einiges an Wildblumen an. 


Dank eines geschenkten Mulchmähers, der andernorts keine Gnade mehr gefunden hatte, kann ich Wege und Anbauflächen so gestalten, daß beides noch benutzbar, aber nicht kahl geschlagen wird. Das kräftige Mähgerät hinterlässt nämlich eine gut zerkleinerte Schicht an Pflanzenmaterial, die einfach liegenbleiben kann und dafür sorgt, dass die Blümchen im kommenden Jahr wieder aufwachsen können. 


Die Schafschur ist gottseidank vor zwei Wochen auch endlich erledigt worden. Der erste Scherer hatte uns sitzengelassen und das war für unsere Schafstierchen doch recht unangenehm.( Acht Stunden im Stall warten, und dann kommt keiner ! ) .

 Nun ist aber ein würdiger Ersatz gefunden, der auch noch gleich ein paar Vliese mehr hiergelassen hat ( Heini !), denn sein Schafswagen ist immer vollgestopft mit frischen Vliesen. Er werde die Wolle in diesem Jahr gar nicht los, wohl wegen Corona, was sich mir ja überhaupt nicht erschließt, aber mir wars recht und so konnte ich mein "nicht-Wolle-Ankaufgebot " locker brechen und meine Halden um ein paar wunderbar duftende Texelvliese aufstocken.

Wollywood-Schaukel , super zum Trocknen nach der Wäsche.

Dort befinden sich in diesem Jahr neu auch einige superfluffige Jakobsschafkleider, eine Wolle, die ich in der Anfangszeit der Spinnerei schon mal hatte und die mir damals gar nicht gefiel, mich jetzt aber in helles Entzücken versetzt.
Überhaupt Wolle : Wie sagt mein arabischer Freund doch so treffend : " Gitta, Andere haben Heroin, Du hast Wolle ! "

Heute Abend werde ich brav auf meine kleine Infektionsstation traben ( noch immer werden Fieberpatienten getrennt vom übrigen Patientenbestand ein paar Tage getestet) . 

Das ist ist gut und richtig so.

 Auch wenn es umständlich ist und ich bei der Arbeit ausssehe wie eine Telefonzelle auf Beinen. ( Schutzkleidung extended Version ) .


So, meine Lieben. Das soll , zusammen mit ein paar Fotos, fürs erste reichen, ein Lebenszeichen von mir gegeben zu haben. 

Ach ja, und ne kleine Musik. Die wunderbare Sophie Hunger wird im August ein neues Album veröffentlichen. Ein wenig war sie, die wunderbare Sophie Hunger, nach dem letzten Konzert in Ungnade gefallen bei mir, weil ich ihre Performance ziemlich schlapp fand. Hat das Publikum ewig warten lassen und dann ein trotziges, uninspiriertes Konzert hingeschmissen. 


Die neuen Stücke sind wieder transparent und ausgereift, ihre besondere Handschrift erkennbar. 

Sei ihr verziehen. 

Und so verzeiht Ihr bitte

auch mir mein langes Schweigen.

 Und schön, daß Ihr noch da seid !!!